Kitas Niedersachsen

Kita-Öffnungen nicht zu Lasten der Beschäftigten und der Qualität

16.07.2020

Alle Kinder sollen ab dem 22.06.2020 wieder in ihre Kita – denn dann sollen die Kitas im „eingeschränktem Betrieb“ wieder geöffnet werden. So der Plan des Kultusministeriums, auf den sich mit den Kommunalen Spitzenverbänden und den Trägern verständigt wurde.

Mit diesem Plan steigt die Betreuungsquote auf 100 Prozent. Das bedeutet mehr Kinder bei weniger Fachkräften, denn ausreichend Fachkräfte stehen nicht zur Verfügung. Schon vor der Corona Krise fehlten Fachkräfte für den Normalbetrieb. Diese Situation hat sich nochmals ver-schärft.

Die „Lösung“ des Kultusministeriums: Verschlechterung der Bildungsqualität!
Die dritte Fachkraft pro Krippengruppe soll nun nicht zwingend ab August 2020 eingeführt werden, sondern kann verschoben werden - bis max. zum 1. August 2025! Das kann nicht mit der derzeitigen Corona Situation begründet werden, sondern ist das Eingeständnis, dass zu wenig in Ausbildung und Attraktivitätssteigerung investiert wurde. Seit Jahren!

Der Fachkraft-Kind Schlüssel muss nicht mehr eingehalten werden – es können fachfremde Personen eingesetzt werden. „Das Aussetzen des Personalschlüssels bedeutet weniger Pädagog*innen für mehr Kinder. Weniger Zeit für jedes einzelne Kind. Aufbewahrung statt Bildung. Hektik und Stress statt Ruhe und Geborgenheit. Anweisungen statt Dialog. Die Liste kann endlos weitergeführt werden. Bei allem Verständnis für die Eltern in jetziger Not. Das kann niemand wollen“ bringt es eine Kollegin auf den Punkt.

Wir erwarten von den Trägern der Kitas:
Nutzen Sie die Möglichkeit der Absenkung des Fachkraft-Kind Schlüssels nicht! Sie wollen ihrem guten Ruf gerecht bleiben und qualitativ gute pädagogische Bildungsarbeit anbieten – das funktioniert nur mit qualifiziertem Personal! Die Kita muss ein Ort der Bildung, der Pädagogik bleiben, kein Ort der Verwahrung.

Wir erwarten vom Land, den Kommunen und den Trägern:
Der Gesundheitsschutz von Beschäftigen und Kindern und die pädagogische Qualität muss bei den Plänen im Vordergrund stehen! Fachfremde Personen bei Personalmangel dürfen Fachkräfte nicht ersetzen, sondern allenfalls als zusätzliche Aushilfen zur Verfügung stehen. Für die Öffnungen müssen die realen Möglichkeiten der jeweiligen Einrichtungen berücksichtigt wer-den: Ist ausreichend Fachpersonal in den Einrichtungen? Können Hygieneregeln und Regeln des Arbeits- und Gesundheitsschutzes eingehalten werden? Sind pädagogische Konzepte umsetzbar? Hierfür müssen die Expert*innen aus der Praxis, die pädagogischen Fachkräfte, mit einbezogen werden.

Konkret bedeutet dies:

  • weitere Öffnungen der Kitas nur unter Berücksichtigung der Möglichkeiten in den Einrichtungen, Beteiligung der Fachkräfte und der jeweiligen Interessenvertretungen bei weiteren Planungen
  • der Arbeits- und Gesundheitsschutz muss gewährleistet sein – zum Schutz aller wirksamer Schutz und entsprechende Beschäftigung der Fachkräfte, die besonders gefährdet sind und nicht ohne weiteres im Gruppendienst tätig sein können
  • Anspruch auf regelmäßige Corona-Testmöglichkeiten für alle Kita-Beschäftigten
  • kein Ersetzen von Fachkräften durch fachfremde Personen - kein Aussetzen der personellen Mindeststandards

Der Fachkräftemangel und dessen Verschärfung durch die derzeitige Situation macht mehr denn je eine Ausbildungsoffensive nötig. Die Ausbildungskapazitäten müssen massiv ausgebaut werden. Wir brauchen eine flächendeckende bezahlte Ausbildung ohne Absenkung des Qualifikationsniveaus.

Um jetzt und in Zukunft ausreichend pädagogische Fachkräfte zu gewinnen, müssen die Rah-men- und Arbeitsbedingungen in den Kindertageseinrichtungen endlich verbessert werden. Was vor der Corona-Krise schon nicht gut war, verschärft sich jetzt umso mehr.

 

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