Öffentlicher Dienst

Das ist spektakulär!

04.03.2019

380 Euro auf einen Schlag

„200 Euro sollten es mindestens mehr sein.“ Kristina Prast, OP-Schwester vom Uni-Klinikum Jena und seit neun Jahren freigestelltes Personalratsmitglied, war realistisch, bevor die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder begonnen haben, und die Pflegekräfte zusätzlich 300 Euro auf den generellen Lohnabschluss gefordert hatten. Nachdem nahezu drei Tage lang in der dritten Verhandlungsrunde Anfang März gar das Scheitern der Tarifrunde nicht ausgeschlossen war, ist sie jetzt begeistert. „Daumen hoch für die Pflege!“, ist ihr erster Kommentar, als das Ergebnis nach einem langen Tag des Wartens am späten Abend des 2. März’ endlich auf dem Tisch liegt. Examinierte Pflegekräfte werden rückwirkend zum 1. Januar 2019 bis zu 380 Euro brutto mehr im Monat erhalten. „Das ist mehr, als wir erwartet haben“, sagt Kristina Prast, auch wenn jetzt alles noch genau für alle Entgeltgruppen nachgerechnet werden muss.

Auch der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske ist nach 37 zähen Stunden Verhandlung mehr als zufrieden. „Wer von uns hat das schon mal erlebt, dass eine Kollegin oder ein Kollege mit einer dreijährigen Ausbildung 380 Euro auf einen Schlag im Monat mehr erhält. Das ist spektakulär.“ Tatsächlich erhalten die Beschäftigten der Länder insgesamt Lohnerhöhungen in Höhe von 8 Prozent, mindestens 240 Euro mehr Geld in drei Schritten bei einer Laufzeit von insgesamt 33 Monaten. In den letzten 20 Jahren hätte es kein Ergebnis gegeben mit einer derartigen sozialen Komponente, so der ver.di-Vorsitzende.

 

"Das ist das beste Ergebnis seit Jahren"

Das Ergebnis im Detail: Rückwirkend zum 1. Januar 2019 wird es eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent mit mindestens 100 Euro geben, zum 1. Januar 2020 weitere 3,2 Prozent mit mindestens 90 Euro und zum 1. Januar 2021 noch einmal 1,4 Prozent mit mindestens 50 Euro. Für die Auszubildenden steigen die Vergütungen insgesamt um 100 Euro in zwei Schritten von 50 Euro, rückwirkend zum 1. Januar 2019 und zum 1. Januar 2020. Wie auch schon beim Abschluss mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) erhalten sie zudem einen zusätzlichen Urlaubstag und werden nun auch 30 Urlaubstage haben.

Und auch das wurde vereinbart: In allen 15 Entgeltgruppen im Landesdienst sollen die Einstiegsgehälter in den Eingangsstufen für Neueinsteiger aufgewertet werden. Diese Aufwertung beträgt im Volumen rund 11 Prozent und erfolgt in zwei Schritten zum 1. Januar 2020 sowie zum 1. Oktober 2020.

Aufwertung wichtiger Entwicklungsschritt

Roland Wegener, der Personalratsvorsitzende der Behörde für Gesundheits- und Verbraucherschutz Hamburg sagte im Verlauf des dritten Verhandlungstages: „Die Verhandlungen mit der Kommune waren auch nicht einfach, aber so sperrig gegen Notwendigkeiten wie sich die Arbeitgeber der Tarifgemeinschaft der Länder zeigen, ist schon ein Hammer.“ Jetzt will er erst einmal alle Papiere genau studieren. „Wir sind hinsichtlich der Änderung der Entgeltordnung nur in wenigen Berufsgruppen in den vollen Umfang gekommen wie bei der VKA. Aber manche können sicherlich wegen dem Lohnzuwachs jubeln.“

Eine Aufwertung erfahren vor allem die Pflegekräfte und auch die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsdiensten, die ab dem 1. Januar 2020 in die bessere Entgelttabelle der Kommunen wechseln und oben drauf die beschlossenen Entgelterhöhungen bekommen werden. Das seien wichtige Entwicklungsschritte im öffentlichen Dienst, sagte Frank Bsirske vor der Presse: „Damit haben wir die Attraktivität des öffentlichen Dienstes für Fachkräfte und Berufseinsteiger nachhaltig verbessern können. Das ist ein Erfolg für beide: Gewerkschaften und Arbeitgeber.“  

 

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